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Aus der Mitte der Gesellschaft… aber kein Teil der »Volksgemeinschaft«


Ausgrenzung und Verfolgung

Mit der Machtübernahme der National­sozialist:innen am 30. Januar 1933 begann die Verfolgung politischer Gegner:innen und der Jüdinnen und Juden in Deutschland. Dabei griffen staat­liche Verordnungen und Gewalttaten von Anhänger:innen des Regimes ineinander. Indem Jüdinnen und Juden zu »Volksfeinden« erklärt wurden, sollte die beschworene »Volksgemein­schaft« gefestigt werden. Der November 1938 markierte eine neue Stufe des anti­jüdischen Terrors. Über 100 Menschen fielen ihm unmittelbar zum Opfer, über 1 200 Synagogen und tausende Geschäfte wurden zerstört, bis zu 30 000 jüdische Männer wochenlang in Konzentrations­lagern (KZ) festgehalten. Unterdessen waren Sinti:zze und Rom:nja in vielen Städten in lagerähn­lichen Wohngebieten zusammengedrängt worden.

Mit dem Überfall der Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg. Der Krieg ermöglichte der deutschen Führung die radikale Ausdehnung ihrer Verfolgungspolitik in den besetzten Gebieten und im eigenen Land. Anfang 1940 begannen der Gasmord an Patient:innen im Deutschen Reich und erste Deportationen nach Osten.

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Eine der ersten zentral gesteuerten Gewaltaktionen war der antijüdische Boykott am 1. April 1933. SA-­Angehörige vor dem Lederwarengeschäft »5 PS«, Inhaber Nathan Schmidt, vermutlich an der Leipziger Straße; Aufnahme des bekannten Berliner Fotografen Willy Römer (1887–1979). © bpk/Kunstbibliothek, SMB, Photothek Willy Römer, Foto: Willy Römer
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Berlin-­Wilmersdorf, 10. November 1938: Die Synagoge an der Prinzregentenstraße 69/70 wurde in der Nacht zuvor durch Brand stark zerstört. Die Feuerwehr sorgte lediglich dafür, dass das benach­barte Gebäude nicht Feuer fing. © Wiener Library, London
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Berlin-­Charlottenburg, Tauentzien­/ Ecke Nürnberger Straße, vermutlich 10. November 1938: Dieses Presse­foto wurde unter anderem in der »New York Times« veröffentlicht. Es zeigt die zerstörten Schaufenster des Bettengeschäftes »S. Kaliski & Co.«. Die damals 88­jährige Seniorchefin Charlotte Kaliski und ihre Tochter Hedwig Silberberg mussten das Unternehmen schließen. Ihnen gelang die Flucht in die USA. 1952/53 sandte die Familie diesen Zeitungsausschnitt an das Berliner Entschädigungsamt. Die Aufschrift lautet: »Dies ist eine Seite unseres Geschäfts.« © Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo
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KZ Sachsenhausen, Februar 1941, Zählappell: Über 6 000 jüdische Männer − mehrheitlich aus Berlin − wurden nach dem 9. November 1938 dorthin gebracht, über 80 starben. Die große Mehrheit kam bis zum Frühjahr 1939 frei – unter der Auflage, sofort aus Deutschland zu emigrieren. © Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen