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Das »J« im Pass und auf der Brust der »gelbe Stern«


Der Weg in die Vernichtung

Nachdem 1940/41 weite Teile Nord­, West­ und Südeuropas unter deutsche Herrschaft gefallen waren, griff die Wehrmacht am 22. Juni 1941 die Sowjetunion an. Dieser Feldzug war von Anbeginn als Ver­nichtungskrieg geplant. Unmittelbar nach dem Überfall begannen deutsche SS­ und Polizeieinheiten mit Massenerschießungen von Juden, sowie kommunistischen Funktionären, die bald darauf auf jüdische Frauen und Kinder ausgeweitet wurden. Nachrichten über diese Verbrechen ver­breiteten sich schnell in Deutschland. Zugleich richtete die deutsche Besatzungs­macht – wie im besetzten Polen – auf erobertem sowjetischem Gebiet Ghettos für die einheimischen jüdische Bevölkerung ein. Auch die Maßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung im Deutschen Reich wurden verschärft: Ab dem 1. September 1941 galt eine Pflicht zur Kennzeichnung mit einem gelben Stern. Ebenso wurde es ihnen untersagt, den Wohnort zu verlassen. Am 15. Oktober begannen die Abtrans­porte in die Ghettos im Osten, deren Umsetzung durch das Verbot der Auswanderung am 23. Oktober rechtlich ermöglicht wurde.

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Berlin, 29. September 1941: Eine Familie trägt inmitten anderer Passanten den gelben Stern als Zwangskennzeichen ihrer jüdischen Abstammung. © Scherl/ Süddeutsche Zeitung Photo
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Nicht wenige Berliner Jüdinnen und Juden entzogen sich der Deportation durch Suizid. Nicht selten misslangen die Versuche, sich mit Schlafmitteln zu vergiften. Das Patienteneingangsbuch des Jüdischen Krankenhauses Berlin aus dem Jahr 1943 verweist auf derartige Suizidversuche. Nachdem die Patienten stabilisiert waren, wurden sie in das im Krankhaus befindliche Polizeigefängnis verlegt und wenig später deportiert. © Archiv Stiftung Neue Synagoge/ Centrum Judaicum
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Kennkarte für Anneliese Fränkel, geboren am 14. Oktober 1916 in Berlin, mit dem »J« [Jude] und dem Zwangsnamen »Sara« vom 18. Juni 1941, gültig für fünf Jahre. © Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. 2003/121/27, Kennkarte für Anneliese Fränkel, Schenkung von Hannelore Mintscheff